
Die Skizze ist eine der bekannten Vorstudien zu dem Bildnis Goethes,
das Stieler 1828 im Auftrag Königs Ludwigs I. von Bayern malte
(München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen).
Während Position und Haltung, wie sie die Studie zeigen, dem
Gemälde bereits ähnlich sind, wird vor allem der Kopf stark
verändert. Auf dem Blatt in der Hand wird im vollendeten Bild die
5. Strophe des Gedichts des Königs An die Künstler
von
1818 zu erkennen sein. Stieler, der vom 25. Mai bis Juli 1828 in Weimar
weilte, bereitete das Bildnis sorgfältig vor. Goethe gewährte
ihm, obgleich er sich nur noch äußerst ungern
porträtieren ließ, zwölf Sitzungen. [...] Goethe war
der Umgang mit Stieler angenehm, er erinnert sich, wie dieser ihn
auf den Stuhl gebannt und mit freundlich künstlerischem Thun zu
angenehmer Unterhaltung gefesselt hatte
(WA IV/45, Nr. 112, an
Stieler 25.1.1829). Aus Stielers Tagebuch ist Goethes Bemerkung
überliefert: Der Himmel hat Ihnen ein glückliches Talent
verliehen, nebst der treuen Darstellung der Menschen, verleihen Sie
ihnen auch Schönheit und Liebenswürdigkeit, die gewiß
oft mehr in Ihnen als den Originalen zu finden sind
(zit. nach
Meckler 1981, S. 98). Goethe hatte gegen das Porträtfach
Vorbehalte. Zum subjektiven Charakter der Bilder, die oft stärker
den Künstler selbst als das Objekt repräsentieren,
heißt es in einem Brief an Stieler vom 20.11.1828: Vielleicht
überliefert der Poet nicht so unmittelbar seine innern
Zustände als der Maler, der, ohne im mindesten daran zu denken,
uns (...) die Welt durch seine Augen und seinen Sinn anzusehen
nöthigt.
(WA IV/45, Nr. 51) Das vollendete Gemälde ist
eines der bedeutendsten und durch Reproduktionen meist verbreiteten
Altersporträts Goethes; es hat bereits das Bild, das seine
Zeitgenossen von ihm hatten, mitgeprägt und hat ähnlich wie
die Büste Rauchs nachfolgende Bildnisse beeinflußt.
Aus: Goethe und die Kunst, S. 175
<http://www.isc.meiji.ac.jp/~mmandel/recherche/goethe_stieler_oel.html>
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